01.September 2008 Isla Medidor – und eine schreckens Nacht
Als wir am Morgen das Dinghy am Schiff verstauen geht der Anschluss des Tanks an den Motor in tausend Teile. Na super! Das bedeutet – kein Außenbordmotor einsatzbereit – weil ohne Benzin läuft das Ding natürlich nicht!‘
Die Kugel und die Feder sind auf nimmer wieder sehen im Meer versunken. Hans studiert den ganzen Tag über wie er das Problem lösen könnte. Die Insel Medidor liegt ca. 35 Sm entfernt und soll uns Schutz für die nächste Nacht bieten. Wir können tatsächlich nach Medidor segeln. Bei 10-15 kn aus Süd kommen wir mit gut 5kn recht gut voran aber ganz ohne Motor ging es zum Schluss dann doch nicht. Unseren Ankerplatz kennen wir bereits.
Wir haben ihn scherzhafter Weise James getauft, da der Felsen am Rand der Bucht wie einer der Felsen in den James Bond Filmen aussieht. Nach der Ankunft gibt es ein leckeres Abendessen und ein kleines Bierchen. Ein wenig geschafft liegen wir dann aber schon um 19:00 Uhr in der Koje und lassen uns von der See in den Schlaf wiegen.
Um 21:30 werden wir sehr unsanft aus dem Schlaf gerissen.
Der Wind hat sich gedreht und bläst mit 20 – 25 kn aus Nordwest also genau in die Bucht hinein. Wir liegen plötzlich auf Legerwal. Der Bügelanker hat sich, so glaubten wir, ausgegraben und sich nicht schnell genug wieder gefasst. Der Ankergrund besteht aus Kiesel, großen Steinen und kaum Sand. Auf 6m Ankertiefe brachten wir 40m Ankerkette aus. Das Gewicht der Kette (10mm Edelstahl/Wasi) konnte uns auch nicht an der Stelle halten. Dafür waren die Wellen die auf den Strand zuliefen einfach zu hoch (ca.1m).
Es ist eine mond- und sternlose Nacht ohne jegliches Zivilisationslicht. Wo sind wir genau? Wie liegt das Schiff?
Das GPS kann uns unsere Position nicht sagen, denn die Karten stimmen hier um eine halbe Seemeile nicht überein. Nur der Kompass kann Auskunft geben in welche Richtung das Schiff gedreht hat. Der Scheinwerfer wird heraus geholt. Auch er soll zur Orientierung beitragen. Hans startet den Motor. Wir können keine Fahrt aufnehmen. Wir sitzen auf Grund. Der Antrieb wird heraufgezogen (wie bei einem Außenbordmotor). Wir versuchen die Ankerkette einzuholen. Der Anker hält, aber es ist unmöglich das Schiff zu bewegen.
Wir liegen mit der Nase in Strandrichtung. Die Ankerkette geht unter dem Schiff durch nach achtern. Jede Welle drückt dagegen. Wir lassen das Beiboot zu Wasser. Ui je, wir haben ja gar keinen einsatzbereiten Aussenbordmotor! Hans dreht die Anschlüsse um. Da muss dann eben der Tank offen bleiben. Herrje, hoffentlich klappt das! In der Strandhütte geht das Licht an! Ich blinke SOS an Land. Aber es sind keine Schiffe hier also auch keine Hilfe möglich. Aber wir können uns endlich besser orientieren. Wir bringen eine Leine aus. Hans will mit dem Beiboot versuchen uns in tieferes Wasser zu ziehen. Da ist es auch ruhiger aber es gelingt leider nicht. Immer wieder kommt Wasser ins Dinghy und der Benzinschlauch fällt heraus. Auch im Tank ist mittlerweile Salzwasser worauf der Motor natürlich immer wieder aussetzt. Die Geräusche im Schiff sind unerträglich. Jede Welle bringt eine Menge aufgewühltes Material an die Rümpfe.
23:30 Die Flut kommt zurück
Der Tidenhub beträgt hier ca. 3,5-4m. Nach und nach können wir uns an der Ankerkette ein wenig in tieferes Wasser hanteln.
Der Anker hatte die ganze Zeit gehalten nur wir hatten für den Abstand zum Riff zuviel Kette draußen.
Als wir nur noch 15m Kette draußen haben entschließen wir uns zu warten bis wir mehr als 1,5m Wassertiefe haben. Vorher soll der Antrieb nicht ins Wasser gelassen werden. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass einen Welle den Antrieb am Grund aufschlagen lässt. Aber auch der Wind und die Wellen haben sich etwas beruhigt. Wir sind von einer Beruhigung weit entfernt. Unser Adrenalinspiegel noch am oberen Pegelstand.
01:35 September schwimmt!
Der Anker ist neu ausgebracht – fast in der Mitte der Bucht. Der Wind ist auf 10-15 kn zwar noch immer aus Nordwest aber doch etwas sanfter. Die Wellen sind im tieferen Wasser auch wesentlich ruhiger. Der Ankeralarm am GPS wird gesetzt und noch mal alles kontrolliert. Alles scheint ok und so gehen wir ziemlich erschöpft nach einer heißen Dusche wieder in’s Bett. Gute Nacht.
02.September 2008 – Bestandsaufnahme am nächsten Morgen:
- StB Ruder – Schrauben am Anlenkquadrant sind gebrochen
- BB Ruder – ok!
- Bilgen – ok – sind staubtrocken!
- Wassertanks – ok! unsere Wassertanks sind in den Rümpfen einlaminiert.
- Pantry – Welch ein Glück – es ist nur der neu installierte Wasserhahn. Die Schlauchschelle musste nur nachgezogen werden.
Proud (stolz) to have a Prout!
Was haben wir für ein Glück gehabt. Der Schock steckt uns noch in den Gliedern. Ein weniger solid gebautes Schiff hätte die Strandung wohl nicht überlebt. Wir haben nur ein paar Kratzer und zwei gebrochene Schrauben. Wir heben den Anker und fahren in die Bahia Honda. Sie liegt in ca. 6 Sm Entfernung. Da ist das Wasser ruhig und wir können das Ruder reparieren.
Gefilmt oder fotografiert haben wir in dem Spektakel nicht. Wir wären uns wohl beide an den Kragen gegangen. Es war keine Zeit und kein Gedanke möglich.