03.Juli – 08.Juli 2009
Überfahrt nach Aitutaki – wo der Südseetraum lebendig ist
Die Cook Inseln erhielten ihren heutigen Namen von dem russischen Seefahrer und Kartografen Adam Johann Krusenstern. Dies zu Ehren des wohl bedeutendsten Entdeckers der pazifischen Inselwelt. James Cook bereiste zwischen 1768 und 1779 drei Mal das riesige Gebiet des pazifischen Ozeans. Er gab der Inselgruppe zunächst den Namen Harvey Inseln.
08.Juli – 27.Juli – Wir besuchen Aitutaki.
Dieses annähernd dreieckige Atoll gehört zu den südlichen Cook Inseln und wird als die größte Konkurrenz zu Bora Bora in Französisch Polynesien bezeichnet. Und tatsächlich erinnert ein Blick vom 124 m hohen Berg „Maungapu“ in ihrer Farbenpracht an die rund 500 Sm weiter im Osten liegende Insel. Allerdings ist Aitutaki in einem touristischen Dornröschenschlaf. Es ist zwar eine der am meisten erschlossenen Inseln der Cooks, aber der ausgereizte Fremdenverkehr Bora Bora’s ist hier (noch?) fremd. Im Gegenteil, hier kann man beruhigt von „Sanften Tourismus“ sprechen. Nur einige wenige, aber allen Komfort bietenden Hotelanlagen liegen um die Insel versteckt unter Palmen.
Der Slogan von Aitutaki:
„Besuchen sie den Himmel solang sie noch auf der Erde sind“.
Ein gutes und treffendes Motto.
Wir erreichen das Atoll nach 4,5 Segeltagen um 10 Uhr abends. Ein etwas ungünstiger Zeitpunkt da an ein Einlaufen ins Atoll nachts nicht zu denken ist. Der einzige Pass ist nur 18m breit und hat bei Hochwasser eine Wassertiefe von 1,8m. Dieser Kanal wurde von der amerikanischen Armee im 2. Weltkrieg in das Riff gesprengt. Da Aitutaki geografisch und somit strategisch wichtig mitten im Pazifik liegt, sind ein Stützpunkt, und dessen einfache Versorgung ein elementares Ziel der Amerikaner gewesen. Für die Entwicklung der Insel war das sicher ein entscheidender Schritt und auch wir profitieren heute davon und können ins Atoll einlaufen.
Bei der Annäherung müssen wir feststellen, dass die Seekarten um fast 0,3 Sm nicht stimmen!
Wir werfen den Anker am Außenriff auf 10m Wassertiefe und schlafen uns erst mal aus. Am nächsten morgen suchen wir den schmalen Pass im Riff. Glücklicherweise kommt ein Tauchboot heraus und so ist die Einfahrt gefunden. Sie ist nur durch eine schwer zu erkennende Reihe von Zweigen markiert. Aber das reicht ja auch.
Beim „Anker auf“ Manöver fällt der Anker in eine Felsspalte von über 20 m Tiefe und verhackt sich! Also Tauchausrüstung an und ins 24 Grad frische Wasser. Kaum ist der Anker an Bord geht’s in die Lagune. Die Wassertiefe ist wirklich, obwohl Hochwasser, immer deutlich weniger als 2 Meter. Selbst mit unserem bescheidenen Tiefgang von knapp 1m bleibt der 200m lange Kanal spannend.
In der Lagune liegen 3 Segelboote. Wir gesellen uns in dem kleinen Hafen dazu und gehen, um noch Platz für andere zu lassen, vor Bug und Heckanker.
Aitutaki Pepe, der Beamte für Quarantäne empfängt uns stilvoll unter einer Gruppe Palmen und wir können den ersten Punkt der Einklarierungsliste (Quarantäne, Zoll, Immigration und Gesundheit) abhacken. Der Beamte für Gesundheit hat heute einen Kurs und der Beamte für Zoll und Einwanderung ist leider erkrankt. Versuchen wir’s halt morgen. Alles sehr entspannt.
Wir wechseln Geld und besuchen den kleinen Supermarkt und die Kneipe am Strand. Die Preise sind nach französisch Polynesien eine angenehme Überraschung. Und so genießen wir schon den ersten Tag das Abendessen im Restaurant. Am 2. Tag wird der Rest der Behördengänge erledigt. So! Nun sind wir richtig legal in Aitutaki!
Die eigentliche Währung in den Cook Inseln ist der Neuseelanddollar. Aber einige Scheine werden nur für diese Inselgruppe gedruckt.
Und die Bilder auf den Geldscheinen erzählen Geschichten.
Zum Beispiel von Ina und dem Hai:
Ina war auf der Suche nach einem Mann und ein freundlicher Hai hat sie so lange sicher über die Meere gebracht bis sie ihren Traumpartner auf den Cook Inseln gefunden hat. Das ist doch wirklich mal eine nette Geschichte.
Wir wollen mobil sein und so leihen wir uns einen Motorroller aus.
Die erste Überraschung: man benötigt auf den Cook Inseln einen eigenen Führerschein! Aber wie fast alles hier ist auch das keine große Angelegenheit. Bewaffnet mit unseren österreichischen Führerscheinen gehen wir auf die örtliche Polizeistation und 5 Minuten später sind wir für NZ$ 2,50 pro Person (ca. 1,20 Euro) stolze Besitzer neuer Führerscheine!
Mit dem Motorroller erkunden wir die traumhafte Insel. Aitutaki ist ca. 10 km lang und 3 km breit. Vorbei am historischen „Marae“ – ein Opferplatz der vor Jahrhunderten aus Felsen errichtet wurde – geht’s auf zum Teil unbefestigten Strassen hinauf zum höchsten Berg der Insel.
Der „Maungapu“ ist 124 m hoch und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die Lagune. Das Farbspektrum reicht von Hellblau über Türkis bis zum Tiefblau des umliegenden Ozeans. Der Passatwind zieht über die Insel und die Palmen wiegen sich darin. Die Seevögel segeln an den Hängen entlang. Hier werden Südseeträume wahr!
Was immer wieder auffällt ist die Sauberkeit auf allen polynesischen Inseln. Sogar hier auf dem Berg ist das Gras frisch geschnitten. Und dass obwohl der letzte Teil des Aufstiegs auch für uns Alpenländler als steil zu bezeichnen ist.
Zurück auf der Strasse machen wir wenige Kilometer weiter eine Pause bei Sonja. Eine Österreicherin und TO-Stützpunktleiterin die seit 15 Jahren in Aitutaki verheiratet ist und ein kleines Kaffeerestaurant betreibt. Der Garten ist voll mit Bäumen die Karambolfrüchte, Mangos, Bananen und ähnliche Früchte tragen. Die österreichische Backtradition hat sie auf der Insel schnell berühmt gemacht und wir lauschen ihren Geschichten bei Kokosnusskuchen und einer Tasse (selbst gepflanztem und selbst geröstetem) Kaffee.
Zwischendurch wieder mal ein Zahnarztbesuch, weil eine provisorische Krone gebrochen ist. Witzig ist, dass hier zur Zeit eine junge Ärztin aus Deutschland gerade ihre Praxiszeit ausübt.
Kein Besuch in Aitutaki ohne einer Tanzveranstaltung beizuwohnen!
Der Grund? Die weltbesten Hulatänzer kommen aus Aitutaki! Die hier beheimatete Tanzgruppe gewinnt öfter als jede andere die jährlichen, internationalen Tanz – Wettbewerbe in Tahiti. Das wollen wir uns nicht Entgehen lassen. In einem Hotelressort wird auch Hotelfremden die Möglichkeit geboten einen so genannten „Feuertanz“ zu sehen. Nach dem Büffet das uns viele lokale Spezialitäten näher bringt versammeln sich die Gäste am Strand. Unter klarem Sternenhimmel und wiegenden Palmen erwarten wir die Insulaner. Und die Tanzgruppe zeigt wirklich erstaunliches! Die „Warrior“ (Krieger) sind mit Lendenschurz bekleidet. Um die Arme und Waden tragen sie Bastbänder. Die „Vahines“ (Jungfrauen) tragen einen Blumenkranz am Kopf und ein Baströckchen an den Hüften. Der Oberteil wird durch halbe Kokosnussschalen bedeckt. Abwechselnd werden zu schnellen Trommel Rhythmen von den Männern die Fackeln geschwungen und zu sanfter Ukulelemusik zeigen die jungen Damen ihren Hüftschwung. Nun können wir ein bisschen verstehen warum die Mannschaft der Bounty nicht mehr weitersegeln wollte.
Am nächsten Tag fahren wir in den Nordteil von Aitutaki.
Beim Flughafen soll eine maritime Forschungsstation sein. Wir biegen vom unbefestigten Weg ab und sehen ein paar Zuchtbecken. Ein Meeresbiologe bietet sich an, uns durch die kleine Station zu führen. Das Hauptanliegen dieser Forschungseinheit ist die Aufzucht von Muscheln. Es werden 5 verschiedene Arten gezüchtet. In den verschiedenen Becken sind hunderte Muscheln in verschiedenen Größen. Kaum Nagelgroß – 3 Monate alt bis zu Schultaschengröße – da sind die Tiere schon 15 Jahre alt. Ausgesetzt werden sie üblicherweise in der Lagune nach ca. 2 Jahren. Nicht gezüchtet aber in der Lagune zu sehen sind die Giganten der Spezies – die Riesenmuscheln. Bis zu 500 kg schwere Tiere sollen sich um Aitutaki befinden.
Ein weiterer Schwerpunk ist die Reproduktion von Korallen. Diese werden in kleine Teile geschnitten und auf einem Gitter der Meeresströmung ausgesetzt. Nun wachsen diese Korallenteile fest und könne bei Bedarf „verpflanzt“ werden. Dies ist nötig, da sich die Cook Inseln im Hurrikan gefährdetem Gebiet befinden und jeder Hurrikan eine Katastrophe für die seichte Lagune darstellt. So bietet man den Hotels die Möglichkeit sich nach einem solchen Desaster ein neues „Hausriff“ auf natürlichem Weg, für die Gäste anzulegen.
Einen Ausflug an den Südrand des Atolls wollen wir mit Freunden machen.
Bis dahin müssen wir mit dem Beiboot fahren da ein befahren der Lagune mit größeren Booten Verboten ist. Wir beladen unsere Dinghys mir Grillutensilien, Fleisch, Salaten und Getränken sowie der Schnorchelausrüstung und ab geht’s nach „One Foot Island“.
Der Name entstammt einer Legende:
Vor vielen Jahren wurde Aitutaki überfallen und die Bewohner umgebracht. Die letzten beiden Überlebenden, Vater und Sohn, konnten auf das entfernte Motu fliehen. Die Eindringlinge hinterher. Da dachte sich der Vater eine List aus. „Ich steige in deine Fußabdrücke sodass nur meiner sichtbar ist“. So brachte er den Sohn zu einer Kokosnusspalme und der Knabe kletterte hinauf. Der Vater lief weiter, wurde von den Feinden gefasst und getötet aber der Junge überlebte, versteckt auf der Palme.
Wir fanden keine Spuren der Tragödie aber eine wunderschöne kleine Insel. Umgeben von den besten Schnorchelrevieren die wir uns wünschen konnten. Und das gegrillte Hühnchen schmeckt unter dem blauen Himmel noch mal so gut. Das Feuer wird aus den am Strand liegenden, trockenen Kokosnussschalen gemacht. Das brennt wie Zunder und gibt eine herrliche Glut. Die Reste werden später gewissenhaft gelöscht und mit Sand abgedeckt. Die nächste Flut besorgt den Rest. Der Abfall wird natürlich wieder mitgenommen und auf der Hauptinsel entsorgt.
Die Wettervorhersage lässt uns noch ein paar Tage länger als geplant in Aitutaki verweilen.
Der angesagte Westwind ist hinderlich wenn man nach Westen will. Aber wir könnten es wirklich schlimmer treffen. Und so genießen wir noch die freundlichen Menschen und die wunderschöne Umgebung. Wir vertreiben uns die Zeit mit einigen Tauchgängen am Außenriff. Immer wieder aufs Neue beeindruckt das klare Wasser mit Sichtweiten von bis zu 50 m. Wir haben den Eindruck dass das Wasser immer klarer wird je weiter wir im Pazifik nach Westen kommen.
Die rasch zunehmende Tiefe lässt manchmal auch Hochseefische in die Nähe des Riffes kommen. Wenn man Glück hat, so lokale Taucher, kommen zwischen Juni und November auch Buckelwale hier vorbei. Wir hatten dieses Glück leider nicht. Aber auch so wird uns Aitutaki einer schönen Erinnerung bleiben.
Wenige Tage später hat der Wind wieder gedreht und wir laufen durch den Pass in Richtung Niue aus.